„SW5Y Fünf Jahre zivile Seenotrettung“ – eine Ausstellungsempfehlung
In Kooperation mit Sea-Watch e.V. zeigt das Weltkulturenmuseum in Frankfurt am Main noch bis zum 30.8 eine Ausstellung, die fünf Jahre zivile Seenotrettung auf dem Mittelmeer in den Fokus rückt. Kuratiert hat die Ausstellung Jelka Kretzschmar von Sea-Watch sowie Leonie Neumann vom Weltkulturenmuseum.
Anhand von Fotografien, Zeichnungen, Kurzfilmen sowie Illustrationen und Texten dokumentiert die Ausstellung eindrücklich, welchen Gefahren Menschen auf ihrer Flucht über das Mittelmeer ausgesetzt sind, aber auch persönliche Erfahrungen und den „Alltag“ der AktivistInnen sowie rechtliche Hürden und die Kriminalisierung der zivilen Seenotrettung.
Drei Kurzfilme der Reihe „Warum Sea-Watch?“ zeigen auf, wie die Organisation im Mittelmeer operiert, welche Hürden Europa den zivilen Retter*innen stellt und nach welchen Rechten und Gesetzen ein Rettungseinsatz abläuft. Die fotografische Chronologie zeigt die verschiedenen Entwicklungsphasen von Sea-Watch: von der Gründung durch eine kleine Gruppe Aktivist*innen (Ende 2014) über die Professionalisierung hin zu Implikationen durch Europas Grenzpolitik und Kriminalisierung der Retter*innen und schließt mit der aktuellen Situation
Noch immer sieht Europa dem Sterben im Mittelmeer tatenlos zu. Fast 16 000 Menschen sind nach Angaben von Sea-Watch in den letzten fünf Jahren auf ihrer Flucht nach Europa ertrunken. Um dieser so anonymisierten Zahl die Bedeutung zu geben, die sie hat, ist diesen Menschen in der Ausstellung ein Gedenkraum gewidmet. Die Arbeit widmet sich den Verstorbenen eines der größten Bootsunglücke im zentralen Mittelmeer, dem sogenannten ‚Il Barcone‘. Die Arbeit präsentiert für jeden verlorengegangenen Menschen eine fiktive Todesanzeige.
Die Ausstellung zeigt drastisch, welche humanitäre Katastrophe sich noch immer auf dem Mittelmeer abspielt, auch wenn sie im Zuge der Coronakrise weitgehend aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden ist und führt vor Augen, wie stark sich die zivile Seenotrettung nach dem Versagen der Europäischen Union innerhalb dieser fünf Jahre professionalisiert hat oder vielmehr haben musste. Sea- Watch war seit 2015 an der Rettung von mehr als 37.000 Menschen beteiligt. Über 500 Ehrenamtliche aus der ganzen Welt engagieren sich bei der Organisation. Sich vorstellen, um ein wie vieles schlimmer die Lage auf den Mittelmeer ohne den Einsatz der AktivistInnen wäre, möchte man sich nach dem Besuch der Ausstellung nicht.
Die Aussstellung ist zu sehen im:
Weltkulturen Labor
Schaumainkai 37
60594 Frankfurt am Main
3€ / ermäßigt 1,50€
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre Eintritt frei
Öffnungszeiten: Di – So, 11 – 18 Uhr, Mi, 11 – 20 Uhr
https://www.weltkulturenmuseum.de/de/museum/aktuell/?aktuell=ausstellung