AfD geht unter
Der Wahlkampf der AfD in Aschaffenburg und Umgebung steuerte am vergangen Freitag (10.09.2021) seinem vermeintlichen Höhepunkt entgegen: eine Kundgebung auf dem Theaterplatz, mit prominenter Unterstützung der Parteiführung in Person von Beatrix von Storch, sollte 300 Anhänger*innen anlocken und begeistern. So zumindest die vollmundigen Ankündigungen.
Als die geplante Veranstaltung bekannt wurde, formierte sich über das Bündnis gegen Rechts schnell antifaschistischer Gegenprotest. Eine Kundgebung auf dem benachbarten Stiftsplatz wurde angekündigt und sollte kurz vor Beginn der AfD-Veranstaltung enden.
Das Bündnis war diesmal breiter aufgestellt als bei vergleichbaren Aktionen in den letzten Jahren, so dass über 200 Menschen mobilisiert werden konnten. Die Ablehnung der AfD und das Bedürfnis, sich gegen faschistische und antihumanitäre Strömungen zu positionieren, scheint derzeit besonders groß. Wie sich im Verlauf des Abends noch deutlich zeigen sollte.
Überwiegend Vertreter*innen der Parteien und ihrer Jugendverbände taten sich mit Redebeiträgen hervor. Mit Außnahme von der Seebrücke Aschaffenburg und dem Bündnis gegen Rechts selbst, gab es keine inhaltliche Beteiligung von antifaschistischen/linken Initiativen.
Der Theaterplatz war derweil von den zahlreichen Polizeikräften mit Gittern abgesperrt worden, lediglich über zwei Zugangsschleusen konnte das Gelände, nach Kontrolle durch AfD-Securitys, betreten werden. Bekannte Gesichter der AfD waren ebenfalls als Ordner eingeteilt. Auch der Staatsschutz war mit zivilen Kräften zwischen den Kundgebungen unterwegs.
Gegen 18:45 Uhr war der Platz noch fast menschenleer, es sammelten sich jedoch immer mehr Menschen an den Absperrungen, die von der beendeten Kundgebung herüber schlenderten um mal nach den Rechten zu sehen. Zu Beginn der AfD-Kundgebung kurz nach 19 Uhr hatten sich dann doch etwa 60-70 AfD-Sympathisant*innen eingefunden. Nur um im lautesten antifaschistischen Gegenprotest, den wir bisher in Aschaffenburg erlebt haben, einen ziemlich miesen Abend in Regen und Lärm zu verbringen.
Abseits des Theaterplatzes war die Verstärkeranlage der AfD kaum zu hören und ging völlig im Pfeifen, Buhen und Parolenrufen unter. Die Absperrungen wurden mit Transparenten behängt und die Motivation der Gegendemonstrant*innen ließ einfach nicht nach. Die Redner*innen der AfD waren sichtlich genervt und arbeiteten sich immer wieder am Gegenprotest ab. Auch von Storchs Beteuerung, wie sehr sie Auftritte in solcher Atmosphäre ja möge, wirkte ziemlich kraftlos und bemüht. Jörg Baumann aus Haibach, der als Spitzenkandidat für eine protofaschistische Partei immer noch aktiv im Polizeidienst tätig ist, versuchte sich als Einpeitscher mit mäßigem Erfolg. Trotz aller Skandale um verschwundene Munition und Waffen oder aufgedeckten rassistischen und rechten Netzwerken in den deutschen Sicherheitsbehörden und vor allem der Polizei, scheint dieser Zusammenhang in der lokalen Öffentlichkeit kaum von Belang. Stattdessen wird Bauman z.B. im Main Echo als Freund und Helfer mit Hund porträtiert.
Und dann war es irgenwann auch vorbei mit dem Spuk. Heisere, krächzende Stimme und breites Grinsen im Gesicht, so machten sich wohl die meisten Gegendemonstrant*innen auf dem Heimweg.
Fazit: Wirkte das „Krach machen“ bei vergangenen Protesten oft hilflos, konnte dieses mal unter „open air“ Bedingungen effektiv eine AfD-Veranstaltung gestört werden. Dass sich der Kreisverbands-Vorsitzende Klaus-Uwe Junker auf der Bühne gegenüber seinen Gästen für die sich bietende Kulisse gar entschuldigte, macht deutlich wie sehr man den Rechten in die Parade gefahren ist. Von daher: bei sich bietenden Gelegenheiten gerne wieder.